Longa Dressler
4 min readAug 29, 2017

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Klarer Kopf, gute Gedanken

Raus in die Natur und ein paar Schritte gehen.

Genau dieser Tapetenwechsel bringt viele Selbständige, Führungskräfte oder Projektmitarbeiter im Alltag voran. Einige Tipps, wie Sie Schritte und Gedanken in die passende Richtung lenken.

„Mir ist aufgefallen, wie viel schneller ich Lösungen gefunden habe, wenn ich mich beim Wandern mit anderen über Probleme ausgetauscht habe. Diese persönliche Erfahrung brachte mich vor 14 Jahren darauf, mich näher mit dem Thema Laufen zu beschäftigen. Inzwischen sind Wanderungen mit konkreter Fragestellung einer meiner Angebote als Coach.

Die Gründe: Über den gesundheitlichen Nutzen hinaus ist belegt, dass Laufen das Gehirn anregt. Gehen und dabei kluge Gedanken entwickeln war schon bei griechischen Philosophen bewährt.

Meine 7 Tipps für sinnstiftende Spaziergänge

1. Tapetenwechsel — in ungewohnter Umgebung kommen Sie auf frische Gedanken
Kein Telefon, kein Computer, nur Sie, Ihre Fragestellung und womöglich ein hilfreicher Gesprächspartner. Unter diesen Voraussetzungen wird aus Freizeitbeschäftigung eine optimale Arbeitsumgebung.

Der Grund: Weil Sie Ihre Arbeitsroutine auch räumlich unterbrechen, öffnen sich Ihre Gedanken. Sie haben beste Chancen, sprichwörtlich auf andere Gedanken zu kommen.

Achten Sie bei der Wahl Ihrer Route darauf, eher in der Natur als im Lärm zu laufen. Ob Sie Wald und Felder, Meer oder eine Bergroute wählen, bleibt Ihnen überlassen. Im Idealfall suchen Sie sich eine Strecke, die Sie noch nicht in- und auswendig kennen.

2. Auf Bewegung kommt es an

“Gehen heißt voranzukommen.”

Bäche fließen, Wind weht, um Sie herum steht draußen nichts still. Wenn Sie sich bewegen, kommen auch Ihre Gedanken in Fluss. Das ist belegt. Gehen Sie also ruhigen Schrittes voran, um sich zu sortieren.

Schon die Bewegung nach vorne beeinflusst Ihr Befinden positiv, berichten Psychologen.

So belegen Studien, dass Menschen, die in Entscheidungssituationen zögern oder unsicher sind, tatsächlich auch körperlich zurückweichen.

3 . Konzentrieren Sie sich auf eine Fragestellung
@Wer konkrete Lösungen möchte, braucht ein Ziel. Um dorthin zu gelangen, benötigen Sie vor allem eine geeignete Fragestellung. Die Frage bestimmt die Blickrichtung und auch die Art, wie Sie sie stellen. Schließlich geht es darum, eingetretene Pfade zu verlassen. Vermeiden Sie also alles, was Sie in Sackgassen führt. Denn

· „Das haben wir schon immer so gemacht“,

· „Das gab es noch nie“,

· „Das kann nicht funktionieren“

… bringt Sie nicht weiter.

Versuchen Sie es mit konkreten, offenen Fragen. Ein paar Beispiele aus meinen Coaching-Wanderungen sind:

· Was sind Ihre Stärken?

· Was sind Ihre eigenen Alleinstellungsmerkmale?

· Welche neue Produktiideen haben Sie?

· Welche Themen rauben Ihnen Energie, welche Themen geben Ihnen Energie?

·Was wollen Sie loslassen?

4. Der Weg zum Ziel: Weniger ist mehr

Zwangsläufig schweifen Ihre Gedanken beim Gehen immer wieder ab. Das ist normal. Finden Sie trotzdem immer wieder zu Ihrer Ausgangsfrage zurück, dabei hilft im Zweifel ein kleiner Erinnerungszettel. Je konsequenter Sie sich zwischen dem Abschweifen daran halten, desto leichter fällt es Ihnen, Ihre Ausgangsfrage weiterzuspinnen und zu tieferen Einsichten zu kommen.

5 . Wer schreibt, bleibt!
Nehmen Sie sich nach dem Spaziergang oder währenddessen Zeit, Ihre Gedanken in Stichworten zu notieren. Damit bleibt erhalten, was wichtig ist.
Außerdem helfen Sie Ihrem Unterbewusstsein auf die Sprünge. Gut möglich, dass Ihnen am Folgetag unter der Dusche einfällt, was bei der Wanderung noch auf sich warten ließ.

6. Suchen Sie Unterstützung

Alleine Spazierengehen hilft sich zu sortieren. Wenn Sie in irgendeiner Form feststecken oder Ihre Gedanken geradezu explodieren, ist ein guter Gesprächspartner das Mittel der Wahl. Achten Sie jedoch bei der Wahl Ihres Gesprächspartners auf Folgendes:

· Neutralität: Je weniger Eigeninteressen Ihr Gesprächspartner hat, desto freier können Sie auch über schwierige Themen sprechen, die mit einschneidenden Veränderungen verbunden sind (Bsp. Betriebsübergabe, Existenzfragen, Stressabbau, Richtungswechsel, neue Produktideen). Ihre Geschäfts- oder (Ehe)partner kommen je nach Fragestellung darum nicht infrage, weil sie selbst möglicherweise zu stark betroffen sind.

· Redeanteil: Wenn es Ihnen darauf ankommt, Ihre eigenen Gedanken weiterzuentwickeln, sollte sich Ihr Gesprächspartner zurückhalten. Ihr Gesprächsanteil sollte bei 75 Prozent liegen, des Partners bei 25 Prozent.

· Gesprächsführung: Ihr Sparring-Partner hilft Ihnen am meisten, wenn er vor allem fragt und Ihre Gedanken zwischendurch zusammenfasst. Bewertungen bremsen nur. Zweifel an Ihren Ideen, sollte er in Fragen kleiden. Statt zu kommentieren „Dann seid Ihr insolvent“ sollte er fragen: „Welche Möglichkeiten gibt es, diese Verluste auszugleichen? oder “So geht das nicht, Du musst dich entspannnen.” besser: “Wie kannst du mehr Entspannnungssequenzen in deinen Tag einbauen? Lass uns mal gemeinsam überlegen.”

7. Wie lange sollte Ihre Wanderung dauern?Je komplexer die Fragestellung, desto länger sollte auch Ihr Spaziergang ausfallen. Eineinhalb Stunden sind ein guter Richtwert. Solche, auf eine konkrete Frage bezogenen, Wanderungen sind allerdings eher außer der Reihe nötig. Einmal im Monat oder einmal im Vierteljahr generell beim Wandern Bilanz ziehen, das hat sich für viele Unternehmer zusätzlich bewährt.Wer sich einmal die Woche somit eine Stunde Zeit nimmt für das “sinnvolle Spazierengehen”, um sein Unternehmen oder Projekt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, bleibt ständig am Ball.Anlässe für sinnstiftende Spaziergänge gibt es genug. Bewährt sind zweite Vorstellungsgespräche, wichtige Richtungsentscheidungen, Projektprobleme, immer wieder kurze Auszeiten, um einen klaren Kopf zu bekommen oder Ziele zu strukturieren. So kann man die Ziele, im wahrsten Sinne des Wortes, „Schritt-für Schritt” konkret planen.

Und schliesslich kann man auch mit einem Coach wie mir eine Wanderung umsetzen. In einer offenen Gruppe, einen ganzen Tag. Einige Stunden mit dem eigenen Team oder auch als Einzel-Minworkshop.

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Longa Dressler

Intercultural Communication and Cooperation (MA), Professional Coach, post-graduate Change-Manager, Organisational Structuralist, Sports Trainer, Self-employed.